Teil 2: Die größten Risiken des passiven Investierens und unsere Lösung

Hinweis: Den kompletten Inhalt dieser vierteiligen Artikelserie haben wir am 18.1.2023 in unserem offiziellen White Paper, mit weiteren interessanten Inhalten ergänzt, verbessert zusammengefasst. Auch in einem MP3-Hörbuch. Ein Inhaltsverzeichnis mit Kapitellinks hilft zu navigieren. Lesen oder hören Sie daher besser unser White Paper.

Passives Indexieren mit ETFs funktioniert wunderbar, wenn die Kurse steigen. Bei Crash und Inflation heißt die Devise: Aussitzen und die Schläge einstecken. Das muss nicht sein. Im zweiten Teil dieser Serie präsentieren wir Ihnen einen Ansatz, der zwar in der Praxis ausgereift und durch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse fundiert, aber in unserer Region noch recht unbekannt ist. Wir erschließen damit neue Möglichkeiten, die Passivrisiken mit alternativen Anlagen wesentlich zu reduzieren. Nicht jedoch die hohen Renditechancen. Das ist unser zweites Standbein systematischen Anlegens.

Das Problem mit “langfristig”

Japanisches Szenario der über drei Jahrzehnte anhaltenden Flaute am Finanzmarkt;
Quelle: Macrotrends.

Langfristig sind wir alle tot. Aber bis dahin dauert es hoffentlich noch ein Weilchen. Bei einer Lebenserwartung von 85 Jahren und mehr bedeutet langfristig: Das Geld muss 20 bis 40 Jahre reichen. Ein zehnjähriges Börsentief oder eine Inflationsdekade und mehr sind historisch gesehen immer möglich. Das bedeutet: Zwischen 25 und 50 Prozent der Entsparphase liegen dann im roten Bereich. In der Fachsprache heißt das: Deep Risk – bleibend tiefgreifende Verluste wie nach einem großen Krieg. [1c]

Charlie Munger
Youtube

Charlie Munger, mit 98 Jahren einer der erfahrensten Anleger, Partner von Warren Buffett und sicher kein Crashprophet, warnte am 25.08.2022 auch davor: „Die meisten Menschen werden alles verlieren” – Charlie Munger sagt eine schreckliche Wirtschaftskrise voraus, in der alles zusammenbrechen wird (Youtube). Ende des Jahres 1989 platzte schon Japans größte Finanzblase. Darauf folgte das japanische Szenario eines Börsencrashs mit mehr als 80 Prozent Kurseinbruch über 20 Jahre, siehe Bild oben. Eine mindestens ähnlich große Blase hat sich heute global entwickelt. Deren Platzen könnte zukünftig die ganze Welt heimsuchen:


“Unser Schicksal könnte viel schlimmer sein als das Japans – ein Vertrauensverlust.“
Ico Welch, US-Finanzprofessor [8]

Die Gründe dafür sind

  1. das lange und grenzenlose “Gelddrucken” oder “Quantitative Easing” der meisten Zentralbanken wie noch nie, was das globale Finanzsystem stark fragilisierte,
  2. stark miteinander verzahnte Märkte – bildlich gesprochen: wenn in China ein Sack Reis umfällt, löst das auf Twitter einen Shitstorm aus – sowie
  3. schwindendes Vertrauen in die Stärke des Finanzsystems.

Selbst ein weltweit gestreuter Aktienindex-ETF ist also weit entfernt vom Optimum an Diversifikation, um diese komplexen Risiken zu beherrschen. Es gibt jedoch altbewährte alternative Strategien, die Sie dazu in die Lage versetzen. Und zwar ohne auf die langfristig hohen Renditeaussichten von Aktien- und Immobilienanlagen zu verzichten.

Unsere Lösung: Depot um Krisenalpha-Strategiefonds erweitern.

Hypothetische €-Kurssimulation Buy-and-Hold (monatlich ausbalanciert) mit den Leitindizes von Weltaktien (MSCI ACWI TR brutto, rot), Krisenalpha (60 Prozent SG Trend und 40 Prozent EH Long Volatility, grün) sowie US-Staatsanleihen (gelb). [14]

Tagesgeld verwässert die Rendite Ihres Depots. Ja, der Wert des gesamten Portfolios wird stabiler. Aber die Rendite sinkt ebenfalls. Denn zinsloses Tagesgeld verursacht Opportunitätskosten entgangener Erträge rentablerer Finanzanlagen. Anleihen sind nicht viel besser. Seit der Zinswende Anfang des Jahres 2022 schwanken sie im Gleichklang mit Aktien. [9] Anleihen wirken nicht mehr ausgleichend. Sondern verstärken die Aktienrisiken sogar. Dazu kommt das Risiko, dass die Zinsen steigen. Auch Gold hat von seinem Glanz als Krisenmetall seit der Zinswende eingebüßt und liefert keine Erträge.

Um die höchsten finanziellen Risiken ausreichend zu diversifizieren, sind alternative Anlagen notwendig, die

  1. nicht bis gegenläufig von Aktienanlagen abhängig (nicht bis negativ korreliert) sind,
  2. mit der Inflationsrate steigen sowie
  3. langfristig über ganze Marktzyklen ähnlich hohe Renditen zum Aktienportfolio beisteuern können.
Harry Markowitz [10]

Harry Markowitz erkannte dies bereits um das Jahr 1950. Er wies jedoch auch schon auf das meistens unverstandene, aber zunehmende Problem seines Ansatzes hin, wenn es wie üblich nur mit traditionellen Marktanlagen umgesetzt wird: “Das “Gesetz der großen Zahlen” ist auf die Risiko-Diversifikation bei der Wahl des Portfolios nicht vollständig anwendbar, da die Renditen der verschiedenen Vermögenswerte in der Praxis korreliert sind.” Im Jahre 1990 wurde er daher mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet “für die Entwicklung der Theorie der Portfolioselektion.” [10]

Eine Lösung dieses Problems sind defensive dennoch hochrentable reine Krisenalpha-Strategien. Diese bieten im Gegensatz zu passiven und den weitaus meisten aktiven Anlagestrategien einzigartig diversifizierende Eigenschaften. Insbesondere in Börsencrashs, wenn passive Anlagen maximal einbrechen. Dann bleiben Krisenalpha-Strategien stabil und machen meistens sogar das Gegenteil. Dafür haben sie in Seitwärtsphasen ihre Schwächen, insbesondere bei ausgeprägten Sägezahnbewegungen. Aufwärtsbewegungen der Aktienmärkte folgen sie nicht in gleichem Maße. [11 – 16]

Kathryn Kaminski

“Trendfolger timen nicht den Ausbruch einer Aktienmarktkrise. Sie profitieren von einer breiten Palette an Chancen über alle Anlageklassen hinweg, nachdem eine Marktkrise ausgebrochen ist.”

Kathryn Kaminski, Alex Greyserman [16]

Kaminski ist die Namensgeberin von “Crisis Alpha”. Und eine der führenden Experten und Portfoliomanager der Trendfolge. Das ist die bekannteste dieser Strategien mittels aktiv gemanagter Terminkontrakte (Managed Futures) durch deren Handelsberater (Commodity Trading Advisors, CTAs). Die aktienähnlich hohe Gesamtrendite eines Portfolios aus diesen Fonds, kombiniert mit Aktienindex-ETFs, entwickelte sich folglich viel gleichmäßiger als die meisten anderen rendite-starken Portfolios, siehe Bild unten.

Hypothetische USD-Kurssimulation Buy-and-Hold (monatliches Rebalancing) der Überrenditen über 3-Monate US-Treasury Bill Rate mit den Leitindizes der Kombination (blau) von je 50 Prozent Weltaktienmarkt (rot) und Trendfolge (grün) von Ende Dezember 1979 bis Ende September 2022 [14]

Seit dem Jahr 2006 wurden diese Strategien hauptsächlich für institutionelle Anleger – beispiels-weise Pensionsfonds – als regulierte UCITS-Fonds aufgelegt. Alle anderen Anleger können dabei auch Trittbrett fahren. Und dadurch jetzt an einem ausreichenden Angebot dieser vorzüglichen Finanzprodukte für Profis zu institutionellen Konditionen teilhaben wie bei ETFs.

Reine Krisenalpha-Fonds sind antifragil nach Nassim Taleb. Das heißt sie können von Marktstörungen umso mehr profitieren, je stärker diese sind. Diese Störungen sind vor allem volatile Markttrends nach unten und oben. [17] Diese Trends bilden sich global laufend irgendwo in Hunderten gehandelter Märkte. Vor allem in unsicheren Zeiten, wenn diese crashen. Trends gab es seit jeher, und es wird sie auch weiterhin geben, denn: „irgendwas ist immer“.

Das ist als Momentum-Anomalie bekannt. Die größte und robusteste Abweichung von normalerweise zufälligen Kursbewegungen nach der Effizienzmarkt-Hypothese. Diese Abweichung wird hauptsächlich durch unser irrationales Herdenverhalten, unsere Verlustaversion und andere instinktive Verhaltensfehler verursacht. Wir können diese kaum beherrschen. Sondern verstärken sie sogar emotional durch Gier und Panik und prägen sie global ähnlich aus.

Daher synchronisieren unsere stereotypischen Verhaltensfehler ganze Marktbewegungen. Das übertreibt vor allem deren volatile Abwärtstrends als auch Aufwärtstrends maßlos. Und verursacht regelmäßig Finanzcrashs und -blasen mit großen Unter- und Überbewertungen. Diese sorgen für unbegrenzte Gewinnchancen reiner Krisenalpha-Fonds in unruhigen Zeiten wie derzeit. [1b, 15, 16]

Solche Fonds nutzen diese Anomalie systematisch aus. Sie handeln dazu regelbasiert steigende und fallende Trends und Volatilitäten mit gehebelten Kauf- und Leerverkaufskontrakten (Futures und Optionen) an Terminmärkten. Und zwar von Rohstoffen, Aktienindizes, Anleihen, Zinsen, Währungen und sonstigen Basiswerten. Warum dort? Weil diese Märkte unübertroffen kosteneffizient, groß, liquide und sicher sind. [18]

Krisenalpha-Fonds agieren also höchst gegensätzlich aktiv zu passiven Index-ETFs. Trotzdem trugen sie langfristig seit Jahrzehnten im Durchschnitt ihrer Leitindizes nach Kosten ähnlich viel zur Portfoliorendite bei wie passive Aktienindexanlagen. Kurz- bis mittelfristig entwickeln sich diese Fonds dafür jedoch mehr oder weniger ungewohnt unterschiedlich zu traditionellen Finanzprodukten. Das heißt abhängig von der Volatilität und Trendrichtung des Marktes nach oben oder unten, mehr oder weniger gleichgerichtet (korreliert) beziehungsweise entgegen gerichtet (negativ korreliert) dazu. Das ergibt ein „konvexes Auszahlungsprofil“, das anlegerfreundliche „CTA Smile“, siehe folgendes Bild. Also umso mehr mit Gewinn je mehr der Markt steigt oder fällt.

Herausfordernd zu verstehen und zu nutzen. Aber der größte Vorteil von CTAs. Um bestmöglich zu diversifizieren, ohne langfristig auf das hohe Renditepotenzial von Aktienanlagen zu verzichten. [14, 16c] Das CTA Smile reiner Trendfolger ist noch mehr nach oben gekrümmt als das von CTAs allgemein. Somit diversifizieren Erstere noch stärker. [16b] Daher unser grundlegender Fokus auf reine Strategien. CTAs folgen nicht nur Trends aber überwiegend.

Konvexes, das heißt nach oben gekrümmtes Auszahlungsprofil der Commodity Trading Advisors (CTAs) von Trendfolge-Strategien nach dem BarclayHedge CTA Index, das „CTA Smile“ 😊. Das Diagramm zeigt: Wenn der Jahresertrag des S&P 500 mit -20 Prozent stark nach unten ging, lieferten CTAs rund 8 Prozent Jahresertrag, jeweils im langfristigen Durchschnitt. Bei einem Jahresertrag des S&P 500 von 20 Prozent rund die Hälfte. Quellen: IASG; Spring Valley Asset Management

Zusammenfassung

Systematische Marktrisiken schwerer Börsencrashs sind die größten Risiken hochrentabler Indexanlagen. Diese Crashs ergeben sich aus unseren bekannten Verhaltensfehlern als Herde mit panischer Verlustaversion. Diese sind nach wie vor weder zu vermeiden noch vorherzusagen. Sie treten jedoch nach Jahren regelmäßig auf und wirken sich auf das Marktverhalten in vorhersehbarer Weise aus. Das können Krisenalpha-Strategien erkennen und auch hochrentabel ausnutzen, um die größten Risiken von Indexanlagen optimal zu diversifizieren. Der nächste Teil mit dem Wie und Warum davon wird daher etwas anspruchsvoller. Denn eine gute Anlagestrategie erfordert heute zu Recht, dass sie wissenschaftlich fundiert ist. Das möchten wir Ihnen im dritten Teil gerne näherbringen.

Falls Sie Fragen hierzu haben oder sich darüber austauschen möchten, erreichen Sie uns über unser Kontaktformular. Oder schreiben Sie Ihr Feedback hier in den Kommentarbereich, gern auch mit Verbesserungsvorschlägen.

Hinweis: Wir verkaufen keine der erwähnten Finanzprodukte mit davon abhängiger Provision. Sondern beraten Sie nach Ihrem Bedarf ohne Interessenkonflikte, wie Sie diese Produkte am besten nutzen können. Für diese Dienstleistung vereinbaren wir unsere Vergütung fair und transparent direkt mit ihnen.

Weitere Artikel dieser Serie

Dr. Mittwollen Invest – Unser Standpunkt (Whitepaper)

Teil 1: Systematisch anlegen mittels passiver Index-ETFs auf Basis der Effizienzmarkt-Hypothese

Teil 3: Aktives Krisenalpha und passive ETFs (Marktbeta) – beide haben den Segen der Wissenschaft

Teil 4: Wie investieren? Nach wie vor prognosefrei!

Fußnoten

[1] Adaptive Markets: Financial Evolution at the Speed of Thought, US-Finanzprofessor Andrew W. Lo, 2017.

Talks at Google (Youtube), Andrew W. Lo, 14.09.2017

a) Diese Fußnote siehe Teil 1.

b) Wo kommen die hohen Gewinne von Krisenalpha-Fonds im Nullsummenspiel der Terminmärkte her?
Diese kommen primär aus Handelsverlusten gut informierter Hedger. [18] Sie bezahlen diese notgedrungen, um ihre Geschäfte mit Terminkontrakten (Futures und Optionen) gegen Marktpreis-Schwankungen abzusichern. Krisenalpha-Fonds übernehmen die Risiken daraus und handeln damit regelbasiert und hochrentabel. Primär von ihren “Animal Spirits” (animalische Instinkte) getriebene Spieler tragen ihre Verluste aus weniger rationalen Gründen bei.

c) “A financial crisis can be as disruptive to people’s lives as a major war.”

“Equities do offer attractive returns over the very long run, but few investors can afford to wait it out. Over more realistic investment horizons, the chances of loss are significantly greater, so investors need to be more proactive about managing their risk.”

[2 – 7] Diese Fußnoten siehe Teil 1

[8] The International Economy — A Symposium of Views, Ivo Welch, US-Finanzprofessor, 2020.

[9] What drives the equity-bond correlation?, Sean Markowicz, CFA und Anlagestratege bei Schroders, Feb. 2022.

“When interest rates and inflation are high and volatile […] equity-bond correlations are more likely to be positive.”

[10] The Sveriges Riksbank Prize in Economic Sciences in Memory of Alfred Nobel 1990

was awarded jointly to Harry M. Markowitz, Merton H. Miller and William F. Sharpe “for their pioneering work in the theory of financial economics”.

“The first pioneering contribution in the field of financial economics was made in the 1950s by Harry Markowitz who developed a theory for households’ and firms’ allocation of financial assets under uncertainty, the so-called theory of portfolio choice. This theory analyzes how wealth can be optimally invested in assets which differ in regard to their expected return and risk, and thereby also how risks can be reduced.”

“The essential aspect pertaining to the risk of an asset is not the risk of each asset in isolation, but the contribution of each asset to the risk of the aggregate portfolio.”

[11] Managed Futures: A Risk-Off Solution, Aric Light, 15 December 2022.

LINTNER REVISITED — A Quantitative Analysis of Managed Futures Strategies, Ryan Abrams, Ranjan Bhaduri, Elizabeth Flores, 2015.

US-Finanzprofessor John Lintner schrieb im Jahr 1983 in The Potential Role of Managed Commodity-Financial Futures Accounts (and/or Funds) in Portfolios of Stocks and Bonds:

“The combined portfolios of stocks (or stocks and bonds) after including judicious investments in appropriately selected sub-portfolios of investments in managed futures accounts (or funds) show substantially less risk at every possible level of expected return than portfolios of stock (or stocks and bonds) alone.”

Die wegweisende Erkenntnis von Lintner: Trendfolge-Strategien (Managed Futures) vermögen, wie nur ganz wenige andere alternative Anlagen, Aktienanlagen wirklich zu diversifizieren. Er veröffentlichte diese Erkenntnis, die bis heute unverändert gilt, 1983 im legendären „Lintner Paper“. Dieses gilt deswegen als Meilenstein, der diesen Bereich der Investitionstheorie wesentlich voranbrachte. Davor brachte er diese auch schon dadurch voran, dass er das Capital Asset Pricing Model (CAPM) mitbegründete, siehe Wikipedia.

[12] “The Best of Strategies for the Worst of Times: Can Portfolios be Crisis Proofed?”, UK-Finanzprofessor C. R. Harvey, E. Hoyle, S. Rattray, M. Sargaison, D. Taylor, O. van Hemert, 17. 05. 2019.

“Futures time-series momentum strategies*) […] performed well during both severe equity market drawdowns as well as recessions.”

*) Time-Series Momentum ist ein anderer Begriff für Trendfolge.

[13] The Best Strategies for Inflationary Times, H. Neville, T. Draaisma, B. Funnell, C. R. Harvey und O. van Hemert, 2021.

“Treasury bonds do poorly when inflation surges.”
“Unexpected inflation is very bad news for equity investors.”
Trend-based strategies […] provide an impressive level of protection.”

[14] SOCIETE GENERALE (SG), RCM Alternatives, MSCI, EUREKAHEDGE.

Die jährliche Rendite von Trendfolgern betrug von 1980 bis 2021 rund 10,1 Prozent. Das heißt im Durchschnitt deren aktiver Leitindizes SG Trend und BTOP50 sowie Barclay CTA, jeweils ab deren Start im Jahr 2000, 1987 beziehungsweise 1980.
Diese Rendite lag im selben Zeitraum um rund 0,5 Prozentpunkte pro Jahr unter der Rendite des Weltaktienmarktes von rund 10,6 Prozent. Und zwar im Durchschnitt dessen passiver Leitindizes MSCI ACWI und World Total Return Gross vor Auflage des ACWI.
Die hypothetische 50/50-Gewichtung beider Anlageklassen auf Basis dieser Leitindizes erzielte mit monatlichem Rebalancing im selben Zeitraum eine um 0,65 Prozentpunkte höhere absolute jährliche Rendite mit wesentlich reduzierten Einbrüchen bei Börsencrashs. Diese Mehrrendite im Vergleich zum einfachen Durchschnitt der beiden Anlageklassen ist Rebalancing-Alpha Dank deren konträrer Kursbewegung.
Diese Ergebnisse sind, von der Dr. Mittwollen Invest in Renditedreiecken aufbereitet, zu finden in “Wenn die Rendite im Dreieck springt – Das Renditedreieck – bekannt und beliebt beim DAX, jetzt auch für Trendfolger.” im Finanzwesir-Blog von Albert Warnecke, 11.11.2022.
Der Aktienmarkt wurde in der gesamten Zeit von zunehmendem “Gelddrucken” (Quantitative Easing) der meisten Zentralbanken weltweit und von ständig fallenden Zinsen begünstigt. Von Höchstständen der Zinsen um 1980 von 10 – 15 Prozent auf deren historisch neue Tiefststände um 0 Prozent in 2021.
Krisenalpha-Strategien wurden davon behindert, da es die Märkte beruhigte und somit die Volatilität dämpfte. Nach der Zinswende Anfang 2022 könnten sich diese Verhältnisse daher für längere Zeit umkehren.
Defensive Options-Strategiefonds trugen im Durchschnitt deren aktiven Leitindexes CBOE Eurekahedge Long Volatility Hedge Funds seit 2004 ebenfalls aktienähnlich hohe Renditen zum Portfolio bei.
All returns are comparable after costs and before taxes in US Dollar.

[15] A Conversation with NYU Professor Aswath Damodaran, US-Finanzprofessor und Bewertungsexperte, 23.04.2019.

“The biggest factor in pricing is what other people are doing.”
“The pricing process is all about mood and momentum. […] it is the biggest explanatory variable for why price is moving.”
“Investing has always been a momentum game.”
“When Gene [Fama] calls it [momentum] an anomaly, what he means is we cannot explain it using fundamentals.”

[16] Trend Following with Managed Futures: The Search for Crisis Alpha, Mathematikprofessor Alex Greyserman, Kathryn M. Kaminski, 2014.

In Search of Crisis Alpha: A Short Guide to Investing in Managed Futures, Kathryn M. Kaminski, Ph.D.

What Is Crisis Alpha? How Do Some Managed Futures Strategies Pursue It? (Youtube), Kathryn M. Kaminski, 22. Apr. 2020.

Crisis alpha, building systematic models… (Youtube), Kathryn M. Kaminski, 13.01.2021.

Alex Greyserman sowie die ehemalige Doktorandin von Andrew W. Lo, Kathryn Kaminski, sind alle drei führende Experten und -praktiker der Trendfolge, auch Time-Series Momentum genannt. Sie haben dafür international anerkannte Standards gesetzt, beschrieben im erstgenannten Lehrbuch. Daraus ein paar wichtige Auszüge:

a) “The expected return dispersion for one‐year returns is reduced from 10 percent for one [trend following] program to below 5 percent for only five programs.”

b) „The move to multi-strategy reduces the diversification benefits of trend following.”

“A long equity bias may increase performance for a manager on a stand-alone basis but in a global perspective this shift comes at the cost of crisis alpha, reducing some of the diversifying properties of the strategy.”

c) “Trend following returns tend to perform well during moments when market divergence is the largest. For example, in the four 25‐year time periods, the first period, which includes the Great Depression and the 1929 wall Street Crash, exhibits the well‐known “CTA smile”: the best performance is during the best and worst moments for equities. The period after the Great Depression is a period when the best periods for equities were the best for a trend following strategy. The third time period also exhibits the smile. Finally, the past 25 years, a time period including the credit crisis and the tech bubble and other crises, is a time period when the most opportunities have come during the worst periods for equity markets. The convex performance (performance on both extremes) of trend following demonstrates the role of divergence or dislocation in markets (for good or for bad).”

[17] Antifragile: Things That Gain From Disorder, Nassim Nicholas Taleb, US-Professor für Risikoengineering, 2012.

Talks at Google (Youtube), 02. Jan. 2013,

Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen, Nassim Nicholas Taleb, 2013.

Dieses Meisterwerk hilft sehr beim Verständnis unserer antifragilen Investment- und Lebensphilosophie. Diese Philosophie zielt ab auf nachhaltige dynamische statt fragiler statischer Stabilität. Das sorgt nicht nur für gleichmäßiger hoch rentable Anlageergebnisse, sondern für ein zufriedeneres Leben insgesamt. Und zwar unabhängig vom Umfeld von Hochkonjunktur bis Wirtschaftskrise. Das erfordert, möglichst gegensätzliche oder gar widersprüchlich erscheinende Ansätze zu kombinieren. Hier einfache passive Aktienindex-ETFs mit sehr aktiven Krisenalpha-Fonds. Die Lebenseinstellung dazu:

“Wie man den Wind liebt

Wind löscht eine Kerzenflamme, offenes Feuer regt er an. Für Zufälligkeit, Ungewissheit und Chaos gilt dasselbe: Ich will von ihnen profitieren und mich nicht vor ihnen verstecken. Ich will das Feuer sein, das sich den Wind herbeiwünscht.”

Weitere Leseprobe aus dem Prolog von “Antifragilität”.

Nassim Taleb and Daniel Kahneman discusses Antifragility at NYPL (Youtube), 21.02.2013.

15 Best Nassim Nicholas Taleb Quotes On Risk, Randomness, Black Swan, Antifragile & Skin In The Game (Youtube).

[18] Was sind Terminmärkte?
Diese Märkte dienen dazu, sehr viel Geschäft gegen schwankende Preise mittels fester Preisvereinbarungen in der Zukunft (Future) abzusichern. Im Jahr 2021 durch gut 60 Milliarden Terminkontrakte – Futures und Optionen. Mit je fünf- bis sechsstelligem USD-Wert. [20] Die Handelsgewinne und -verluste werden dem Konto täglich gutgeschrieben beziehungsweise rigoros abgebucht. Je nachdem, wie sich ihr Marktwert veränderte. Das nennt sich an den Terminmärkten “mark to market”. Außerdem kann dort gleich einfach und kostengünstig mit Hebel zum aktuellen Geldmarktzins gekauft und leerverkauft werden.

Wie ist eigentlich das Kapital von Krisenalpha-Fonds angelegt?
In USD- und EUR-Staatsanleihen höchster Bonität mit kurzen Restlaufzeiten. Natürlich als Sondervermögen der Anleger verwahrt, getrennt von allen anderen Vertragspartnern. Das schützt sicher vor deren Ausfall. Nur ein kleiner Teil davon – die „Margin to Equity Rate“ von 10 bis 30 Prozent – wird vom Fondsmanagement herangezogen, um die gehandelten Terminkontrakte abzusichern. Also für das tägliche “mark to market” durch das Clearinghaus der Terminbörsen. Nur das kann darauf zugreifen.

Disclaimer

Die angegebenen Daten sind wie immer Vergangenheitswerte. Daraus lassen sich bekanntlich keine Rückschlüsse, Sicherheiten oder Garantien ableiten, wie sich Kurse zukünftig entwickeln werden. Dieser Artikel dient ausschließlich allgemeinen Informations- sowie Illustrationszwecken und enthält weder konkrete Kauf-, Halte- noch Verkaufs- oder Anlagestrategieempfehlungen oder -vorschläge. Die Kapitalanlage ist mit hohen Risiken bis zum Totalverlust behaftet. Alle Angaben trotz größter Sorgfalt beim Erstellen ohne Gewähr.