Interview: Kommt jetzt die Zeit für Krisenalpha?

Mein Kollege, der Honorarberater und Verbraucherschützer Thomas Beutler hat mich am 14. August 2022 zum Thema Democratic Alpha interviewt.

Unser Gespräch gibt es auch als Podcast. Hier noch einige vertiefende Anmerkungen.

Wie lang ist ein Börsenzyklus?

Die Anlagestrategie Democratic Alpha lässt erst nach mindestens einem kompletten Börsenzyklus eine aktienähnlich hohe reale Rendite von rund 6 bis 7 Prozent nach Inflation erwarten. Nach kürzeren Zeiträumen, wie zum Beispiel nach 5 oder 10 Jahren, kann die Rendite stärker nach unten oder oben davon abweichen. Einseitige Abweichungen nach oben oder unten können dabei das Ergebnis verzerren.

Idealisierte Darstellung eines vollständigen Börsenzyklusses

Die Frage war, was ein Börsenzyklus ist.

„Ein „Börsenzyklus“ umfasst eine Hausse und eine Baisse.“

Wikipedia

Zeitlich noch genauer kann er von einem historischen Tiefst- oder Höchststand bis zu einem folgenden definiert werden, wenn genau eine Hausse und eine Baisse dazwischen liegt.  

Der Tiefststand in der Corona-Krise zählt daher nicht dazu. Der letzte Börsenzyklus kann vorläufig vom Höchststand des Weltaktienmarktes Ende 2007 bis zum letzten Anfang 2022 angesetzt werden. Daher stellen wir den in der Regel dar. Sollten neue historische Höchststände erreicht werden, kann sich der aktuelle Börsenzyklus entsprechend verlängern.

Hypothetische monatliche Kursentwicklung der 50/50-Kombination (blau) von Aktien (rot, Datenquelle: MSCI ACWI Total Return brutto Weltaktienindex) und Krisenalpha (grün, 50 % SG Trend (SOCIETE GENERALE) + 50 % EUREKAHEDGE Long Volatility Hedge Fund Index*), seit Anfang 2008 frei von übermäßigen Einbrüchen im Gegensatz zu Aktien allein in den Krisen von 2008/09 und Anfang 2020 (graue Ellipsen); Anleihen (gelb, iShares US Agg. Bond ETF (AGG); Yahoo) und traditionelle 50/50 Aktien/Anleihen-Kombination zum Vergleich dazu.
* Diese Indizes sind nicht direkt über ein Finanzprodukt investierbar und können Verzerrungen enthalten; nur zur Illustration.

Wiederspricht Democatic Alpha der Aussage von Herrn Kommer?

An der Stelle „1:11:49“ stellt Herr Beutler die Frage, ob der Artikel „Downside Hedging – der heilige Gral des Investierens?“ von Herrn Dr. Kommer unserem Ansatz von Democratic Alpha widerspricht. Das möchte ich hier noch klarer verneinen.

Democratic Alpha allokiert neben Standardaktienindex-ETFs ausschließlich reine Krisenalpha-Strategiefonds. Die entsprechen nicht den im Artikel angesprochenen statischen Absicherungs- oder Hedging-Strategien. Nur diese verursachen Absicherungs- oder Hedging- und damit Opportunitätskosten. Wie der Name schon sagt, Krisenalpha-Strategien nicht.

Die Ertragsentwicklung von reinen Krisenalpha-Strategien ist im zeitlichen Durchschnitt aller Märkte unabhängig bis konträr beziehungsweise nicht bis negativ korreliert dazu. Sie diversifizieren Marktanlagen daher besonders gut durch den „Free Lunch“ der Diversifikation nach Markowitz.

Diese Strategien können insbesondere volatile Trends sowohl in Krisen- als auch in Blasenphasen aller Märkte profitabel ausbeuten. In Aktienbörsencrashs lassen sie entsprechend signifikante Gewinne konträr zum Markt erwarten. Obwohl sie nicht speziell dazu ausgelegt sind und den Einbruch der Märkte nur mehr oder weniger ohne jegliche Garantie ausgleichen können.

Über mindestens einen kompletten Börsenzyklus haben Krisenalpha-Strategiefonds zudem bislang aktienähnlich hohe Renditen auf Basis ihrer Leitindizes erzielt. Dieses Ergebnis sollte sich auf Basis stabiler Verhaltensmuster und lange bewährter Handelsregeln im ineffizienten Blasen- und Krisenmarktregime weiterhin wiederholen lassen. Absicherungs- und Opportunitätskosten gegenüber dem Aktienmarkt fielen daher nicht an und sind auch zukünftig nicht zu erwarten.

Dieser Sachverhalt wird auch in der Veröffentlichung “The Best of Strategies for the Worst of Times: Can Portfolios be Crisis Proofed?” von C. R. Harvey et al, 17. 05. 2019 bestätigt. Herr Kommer hat diese auch in seinem Artikel angegeben.  

Die folgende Tabelle zeigt, dass Krisenalpha-Strategien sowohl Einbrüche bei Börsencrashs ausgleichen als auch eine höhere Rendite – als dieser Index allein – zusammen mit diesem im Gesamtportfolio erzielen können.

Die Krisenalpha-Fonds in Democratic Alpha werden analog nach einer möglichst aktienähnlich hohen Volatilität selektiert, um Einbrüche in Börsencrashs zumindest ohne Opportunitätskosten mehr oder weniger auszugleichen.

Effectiveness of dynamic hedges – We simulated portfolios with varying allocations to the S&P 500, 3-month momentum with no long equity positions, and the quality composite factor strategy. Transaction costs for the dynamic strategies are included. A hedge proportion of 30% implies a 70% allocation to the S&P 500 and a 30% allocation to the hedge portfolio. In Panel A, we report the total return during the eight worst drawdowns for the S&P 500 and the annualized (geometric) return during equity market drawdown, normal, and all periods.“ Die Daten sind von 1985 bis 2018.
Quelle:
“The Best of Strategies for the Worst of Times: Can Portfolios be Crisis Proofed?”, C. R. Harvey, E. Hoyle, S. Rattray, M. Sargaison, D. Taylor, O. van Hemert, 17. 05. 2019